Mutmaßlicher Islamist Teenager aus Wuppertal soll Anschläge auf Juden geplant haben

Polizisten nach dem Anschlag in Solingen
Foto: Thomas Banneyer / picture alliance / dpaDie Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf hat einen 15-jährigen mutmaßlichen Islamisten verhaften lassen. Die bei der Behörde angesiedelte Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen ermittelt gegen den Teenager aus Wuppertal wegen des Verdachts der Verabredung zu einem Verbrechen. Die Polizei hat ihn als Gefährder eingestuft.

Logik der Eskalation
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Nach SPIEGEL-Informationen stand er nach dem Anschlag von Solingen mutmaßlich per Chat mit einem Islamisten im Ausland in Kontakt, der ihn zu einem Anschlag mit einem Messer anstacheln wollte. Laut den Ermittlungen tauschten sie sich bereits über mögliche Ziele aus: Festivals oder jüdische Gemeinden. Im sozialen Netzwerk TikTok soll der 15-Jährige zudem Videos gepostet haben, in denen Flaggen der Terrormiliz »Islamischer Staat« zu sehen sind.
Bereits Ende August hatten die Sicherheitsbehörden einen Hinweis auf den Wuppertaler Jugendlichen bekommen. Das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern beschäftigte sich mit seinem Fall. Die Beamtinnen und Beamten befürchteten, dass er einen Anschlag begehen könnte.
Bis zum Ende der Gedenkfeier am 1. September zum tödlichen Messerattentat in Solingen nahm die Polizei den Jugendlichen vorsorglich in Gewahrsam. Nach der auch vom Bundespräsidenten besuchten Veranstaltung musste sie ihn zwischenzeitlich wieder freilassen. Erst als die Ermittler auf seinem Handy die Chats mit dem mutmaßlichen Hintermann fanden, ordnete das Amtsgericht Wuppertal am 20. September Untersuchungshaft an. Der Anwalt des Jugendlichen wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.
Trend zum »TikTok-Dschihadismus«
Experten warnen vor einem neuen Trend: Terrorverdächtige würden zunehmend jünger, so der Extremismusforscher Peter Neumann vom Londoner King’s College. So seien von rund 60 Islamisten, die in den vergangenen elf Monaten in Westeuropa wegen möglicher Anschlagspläne verhaftet wurden, fast zwei Drittel zwischen 13 und 19 Jahre alt gewesen. »Bei nahezu allen gab es deutliche Hinweise, dass ihre Radikalisierung hauptsächlich oder sogar ausschließlich online stattfand«, sagt Neumann. »TikTok-Dschihadisten« nennt der Wissenschaftler dieses Phänomen.
Wie Islamisten Social Media für ihre Propaganda nutzen, lesen Sie hier .